80 Jahre Befreiung – Gedenken an das Kriegsende 1945 in Mulhouse- Lutterbach: Die beiden Menschenrechtsbüros links und rechts des Rheins setzen am 14.06.2025 klare Zeichen mit dem Maison de la Paix

Vor drei Jahren haben sich die beiden Menschenrechtsbüros darauf geeinigt, am Denkmal für das Leben in Mulhouse- Lutterbach eine jährliche Gedenkveranstaltung zu machen. Beim ersten mal 2023 ging es um das Denkmal und seine Entstehungsgeschichte, beim zweiten mal 2024 ging es um Erinnerungen der Vertreibung und Vernichtung während der Nazidiktatur, es ging um die Geschichte der Resistance. Jetzt beim dritten mal am 14.06.2025 stand 80 Jahre Befreiung im Mittelpunkt.

Roger Winterhalter begrüsste die Versammlung, die wegen der grossen Hitze nicht am Denkmal – wie vorgesehen – stattfand, sondern die gleich im Salle de Mairie losging. Roger bezog sich auf die Situation 1945, beschrieb den Zustand des Gemeinde Lutterbach, schilderte die unterschiedlichen Phasen der Befreiung und die wechselvollen Monate Ende 1944 bis zum Februar 1945. Die Opfer der Resistance wurden genannt, die eigenen Familienerfahrungen in Lutterbach. Seine Ausführungen wurden ergänzt durch Beiträge von Gemeindevertretern aus Lutterbach, die zu diesen Kriegsjahren allgemeine Erinnerungen anfügten. Eine Combo der Sinti-Roma aus Mulhouse-Lutterbach spielte Jazz eingefärbte Musik.

Roland Saurer bezog sich in seinen Ausführungen von der deutschen Seite auf den Einmarsch der Franzosen, die den Rhein bei Germersheim überschritten und dann binnen 4 Wochen nach Süden orientiert die Schweizer Grenze erreichten. Die dann bis ins Allgäu vorstiessen und dort auf amerikanische Truppen – von Norden kommend – stiessen. Roland Saurer bezog sich auch auf eine Arbeit der 16 jährigen Klara Staiger, die das Kriegsende in Deutschland und Frankreich bei einem schulischen Geschichtswettbewerb zum Thema hatte. Anhand von Interviews mit Zeitzeugen und authentischen Reportagen beiderseits des Rheins ergab sich ein realistisches Bild des Jahres 1945. Mit drei Bildern des Sepp Mahler aus Bad Wurzach wurde dieser Informationsteil abgeschlossen. Mahler hatte drei Bilder im Jahr 1945 gemalt, die Menschen zeigen, die mit der weissen Fahne auf die französische Armee zugehen oder französische Soldaten, die das Leprosenhaus einnehmen.

Weitere Musik begleitete den Nachmittag. Dann erfolgte eine Gedichtlesung einer afrikanischen Frau aus Ruanda, die den Völkermord in den 90er Jahren beschrieb.

Was so geplant war, das erfolgte dann auch, dass ein französischer Autor zur Politik und Strategie der Gewaltlosigkeit referierte. Daraus entwickelte sich eine Debatte zur Frage des Hauses des Friedens/des Maison de la Paix, das die beiden Menschenrechtsbüros errichten wollen. Wie das aussehen soll, wie das arbeiten kann, wie das zum wertvollen Teil der internationalen Diskussion um Frieden werden kann, das soll durch einen gemeinsamen Tag in Freiburg Ende Juli 2025 vorstellbarer werden.

Ohne das Gedenken am Mahnmal für das Leben – das auch die Arbeit von Klara Staiger auf der Frontseite ziert – ohne das Gedenken wäre es auch nicht zu einem Haus de la Paix gekommen. 80 Jahre nach dem Ende des Grauens bedeutet das einen Aufbruch nach 80 Jahren zu neuen Ufern.

Die Ufer sind näher als man denkt. Ohne diesen Aufbruch wird das Thema Gewaltlosigkeit-Frieden-Entwicklung im derzeitigen Strom der Aufrüstung, der weltweit sich verändernden Rahmenbedingungen des Planten gewissermassen ertränkt.

RS, Juni 2025