Dieses jährliche Menschenrechtstreffen ist seit Jahren ein Sommertreffen. So eine Art Sommeruniversität. Da treffen sich in der Regel 10 – 12 Personen. Sie haben zumeist einen akademischen Hintergrund, sind in Bereichen der Lehre an Hochschulen beschäftigt. Sie haben Verbindungen zur Gemeindepsychologie, zur Sozialmedizin, zur Sozialen Arbeit, weniger zum Politikbetrieb oder zu politischen Wissenschaften oder Journalismus.
Einer der entscheidenden Personen in diesem Kreis ist Hans Walz aus Ravensburg-Baienfurt. Ihm war es ein besonderes Anliegen, die Menschenrechtsfrage in den Diskurs der Sozialen Arbeit zu integrieren. Da hatte er Berührungspunkte mit Sylvia Staub-Bernasconi, die diese Menschenrechtsprägung der Sozialen Arbeit über Jahre betonte. Weitere Unterstützung in diesem Menschenrechtlichen Diskurs fand Hans Walz bei Irmgard Teske, die seit Jahren mit ihm zusammen dieses Menschenrechtstreffen organisiert.
Wie läuft so ein Treffen ab? Meist bietet sich eine Eröffnungsrunde an, da wo jeder der da ist, sich erklärt, was für ihn derzeit die besonderen Aufgaben oder gar Herausforderungen sind. Da fällt im Rückblick auf die Jahre auf, dass die Blickweisen auf die nationalen und Internationalen Ereignisse immer differenzierter werden. Zunahme von Disruption, Gewalt, Medienmacht, Naturzerstörung, Flucht, Krieg und Hunger brechen in den Alltag von Millionen Menschen ein. Nicht nur die privaten Sorgen und Verwerfungen nehmen zu, sondern auch die gesellschaftlichen Krisen, sie sind vielfältiger geworden und erfordern Lösungen.
Der zweite Teil dieses Treffens besteht in der Regel aus einem Impuls, z. B. wie veränderte sich die Position der Internationalen Vereinigung der Sozialen Arbeit, die einen allgemeinen Code of Ethics formuliert hat. Den die einzelnen Regionen auf dem Planeten auf ihre Bedürfnisse herunterbrechen. Auch Deutschland oder Österreich.
Oder jemand liefert einen Beitrag, indem er ein bedeutendes Werk aus den jeweiligen Disziplinen der Medizin oder des Sozialen referiert und damit eine Reflektionsrunde ermöglicht. Vor Jahren haben wir ein gemeinsames Buch geschrieben, zur Menschenrechtslage in verschiedenen Feldern des Gesellschaftlichen und des Sozialen. Angesichts der Bedrohung der Menschenrechtslage und den vielen Verwerfungen auch in der Arbeitswelt durch Digitalisierung und Formen fortgesetzter Ausbeutung, wäre es vielleicht angebracht, ein neues zu schreiben.
Das besondere Potential dieses Treffens liegt darin, dass dort Menschen aus drei Ländern zusammenkommen. Der Schweiz, aus Österreich und Deutschland. Aus deren Sicht ergibt sich ein differenziertes Bild auf die soziale Wirklichkeit. Auf den Rechtsruck in unseren Gesellschaften, die Spaltung der Gesellschaft in Reich und Arm, die Suche nach Lösungen aus diesem Dilemma. Nach solch einem Treffen geht man mit neuen Ideen, mit neuem Mut in seinen Alltag zurück. Man versteht noch viel deutlicher als zuvor, dass dieser Austausch den Blick weitet, die Netzwerke benennt, die es braucht, um handlungsfähig zu bleiben.
Rs.