Flüchtlingsarbeit in der Kommune – was können wir vor Ort tun?

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am 07. Juli wurde ein Workshop der Friedrich Ebert Stiftung zum Thema Flüchtlingsarbeit in den Kommunen – Was können wir vor Ort tun? in Pforzheim durchgeführt. Insgesamt waren 16 Teilnehmer dort. Als Referent wurde Michael Lucke, ehemaliger Sozialbürgermeister aus Tübingen gewonnen.

In unserem Workshop befassten wir uns auf der kommunalen Ebene mit der Frage „Was können wir vor Ort tun? Dabei sprechen wir ebenso über die Fluchtursachen und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Aufnahme von Flüchtlingen. Wir hinterfragen das Wir schaffen das! mit der Frage „Was konkret müssen wir schaffen?“. Außerdem setzen wir uns mit der Situation auseinander, die Flüchtlinge hier in Deutschland vorfinden.

Im Anschluss an den Input wurde über die Problemstellungen der Flüchtlingsfrage vor Ort und eventuelle Lösungsmöglichkeiten diskutiert. Dabei kam natürlich auch wieder die Integration der Menschen in die Gesellschaft zur Sprache. Maßgeblich bei der Lösung der Frage „Wie schaffen wir das?“ waren in erster Linie die Sprachschwierigkeiten und die Tatsache, dass man die Menschen dort abholen muss wo sie momentan stehen. Gleichzeitig müssen Anreize und Angebote für sie geschaffen werden um überhaupt integriert werden zu können. Dabei können sowohl verschiedene Vereine, gemeinsame Treffpunkte mit der Bevölkerung (Interkulturelle Cafes) und ähnliches helfen um sich gegenseitig kennenzulernen. Aber man sollte sich auch fragen sind wir als Kommune auf dem richtigen Weg Flüchtlinge in die hiesige Gesellschaft zu integrieren und dabei auf diese Gruppe zugehen: „Was wollt ihr? Wie stellt ihr euch die Gemeinschaft hier vor?“

In diesem Zusammenhang kamen auch die Ängste der Bevölkerung zur Sprache. Wie geht man mit religiösen Ritualen um. Kann man z. B. an Weihnachten ohne Bedenken an öffentlichen Plätzen oder in Turn- und Gemeindehallen einen Weihnachtsbaum aufstellen? Das Fazit dieses Diskussionspunktes war: Deutschland hat nach wie vor Angst vor Fremdenfeindlichkeit und Überfremdung.

Das Thema Arbeit steht als eine weitere wichtige Säule im Mittelpunkt der Diskussion. Vor allem jüngere Menschen unter 25 Jahre sollte man langfristig versuchen in Arbeit und Ausbildung zu integrieren, sonst droht irgendwann Erwerbslosigkeit. Dabei sollten derartige Angebote zielgerichtet sein. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Menschen aus anderen Herkunftsländern, die in ihrer Heimat schon mehrere Jahre in Lohn und Brot standen und jetzt, aufgrund der Flucht, zum Nichtstun verdammt sind. Hier muss die Wirtschaft, aber auch die Gesellschaft sehr flexibel reagieren.

Zu diesem Thema wurde auch unsere Sozialbürgermeisterin Monika Müller eingeladen und befragt. Ihr Fazit war: Es gibt zwar sehr viele Vereine die sich um die Kinder und Jugendlichen bemühen und auch viele Anreize bieten, aber nicht jeder will sich in Vereinen einbringen. Grundsätzlich ist die Stadt aber auch weiterhin bereit mit den verschiedensten Vereinen gemeinsame Projekte zu veranstalten.

Die Stadt will sich auch mit Ehrenamtlichen vernetzen und zusammenarbeiten wo es erforderlich ist. Es werden aber keinerlei Flüchtlingsbeauftragte installiert, weil es nicht unbedingt erforderlich ist . Laut Monika Müller gibt es in Pforzheim für fast jede Gruppe einen Beauftragten; die Stabstelle Integration soll aber insgesamt gestärkt werden.

Die zusätzliche Personalaquirierung im Bereich Schule/Kindergarten ist schwierig. Momentan sind rund 1500 Kinder in sogenannten Vorbereitungsklassen untergebracht um die deutsche Sprache zu erlernen, davon sind ca. 500 Kinder und Jugendliche Flüchtlinge. Es gibt aber generell zu wenig Sozialpädagogen die auf die speziellen Problemlagen eingehen können.

Als Fazit der gesamten Diskussion wurde festgestellt: Es gibt kein generelles Konzept zur Lösung der Flüchtlingsarbeit in den einzelnen Kommunen. Jede Kommune muss für sich ein Konzept erstellen, welches auf die speziellen Bedürfnisse vor Ort eingeht. Dabei sollte aber berücksichtigt werden, dass die Quartiersarbeit vor Ort erforderlich ist. Angebote sollten speziell auf die dort lebenden Menschen zugeschnitten werden, Sorgen, Nöte, Probleme im Viertel sollten ernst genommen und angegangen werden. Und vor allem soll es keinen Aufbau von Parallelgesellschaften geben damit sich keiner benachteiligt fühlt.

Flüchtlingsarbeit in den Kommunen

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