Winternotprogramm auch für Obdachlose öffnen

Sozialsenatorin Melanie Leonhard, setzen Sie die Obdachlosen im ArmutWinter nicht vor die Tür!
Dauerfrost, eiskalter Wind, Schneegestöber oder Starkregen – all das hält die Behörde von Hamburgs Sozialsenatorin Melanie Leonhard nicht davon ab, jeden Morgen mehr als 600 Obdachlose in die Kälte zu schicken! Um 9 Uhr müssen die Bewohner des Winternotprogramms für Obdachlose ihre Quartiere verlassen – und erst ab 17 Uhr dürfen sie wieder ins Warme.
Für uns bei Hinz&Kunzt ist das fahrlässig. Denn in der Beratung erlebe ich als Sozialarbeiter erschöpfte und kranke Menschen, die nicht zur Ruhe kommen. Sie müssen sich den ganzen Tag über irgendwo herumdrücken, bis sie abends wieder zurück dürfen. Sie müssen ständig wechseln zwischen Tagesaufenthaltsstätten, Straße, Beratungsstelle, U-Bahn und S-Bahn, Einkaufszentren – um irgendwo einen Platz zu finden, wo es warm ist.
Die zwei Gründe, mit denen die Behörde diese Maßnahme begründet, hören sich für uns unglaubwürdig und zynisch an. Die Gebäude müssten gereinigt werden: Ja, aber nicht den ganzen Tag! Die Obdachlosen sollten so in Bewegung gehalten werden und nicht in ihrer Situation verharren. Aber kein Mensch muss an sieben Tagen die Woche acht Stunden lang beraten werden – zumal es kaum Dauer-Unterkunftsplätze geschweige denn Wohnungen gibt, in die die Wohnungslosen ziehen könnten.
Deswegen fordern wir: Senatorin Leonhard, gönnen Sie den Obdachlosen Ruhe und Wärme! Sie brauchen das genauso wie wir alle – und Sie sicher auch.

Hinz&Kunzt haben sich mit Hamburger Obdachlosen unterhalten. Hier findet ihr die Interviews:www.hinzundkunzt.de/andre-ich-warte-den-ganzen-tag-vor-der-tuer

die Diakonie Hamburg kritisiert erneut die Sozialbehörde für ihre Ablehnung, das Winternotprogramm ganztägig zu öffnen. Diakoniechef, Landespastor und Hinz&Kunzt-Herausgeber Dirk Ahrens sagte: „Die Gegenargumente der Sozialbehörde überzeugen fachlich in keinster Weise. Wir bleiben dabei: Das Winternotprogramm für Obdachlose muss auch tagsüber offen bleiben.“

Auch der Sozialverband Deutschland schließt sich der Kritik an. Hier könnt ihr ausführlich lesen, was die Fachleute zur Haltung der Sozialbehörde sagen: https://www.hinzundkunzt.de/diakonie-kritisiert-sozialbehoerde-scharf/

Einen unserer Unterstützer haben wir heute getroffen: Den Arzt Dr. Stanislaw Nawka. Er behandelt seit 20 Jahren auch Obdachlose für die Mobile Hilfe der Caritas und fordert ebenfalls, das Winternotprogramm ganztägig zu öffnen. Er weiß, wovon er redet:

„Die schlimmste Kombination ist die von Kälte und Nässe. Das vertragen wir nicht – und Obdachlose erst recht nicht. Sie haben schließlich kaum Möglichkeiten, ihre Kleidung zu trocknen und sich aufzuwärmen. Und irgendwo bei McDonalds zu sitzen oder auf einem Flur oder in einem U-Bahn-Tunnel geduldet zu sein, ist nicht der Hit.“

Das ganze Interview könnt ihr hier lesen: http://www.hinzundkunzt.de/die-schlimmste-kombination-kaelte-und-naesse/

Kranke Obdachlose sollen demnächst tagsüber in den Unterkünften bleiben dürfen. Alle anderen müssen aber nach wie vor raus.

Die Details könnt ihr hier lesen: https://www.hinzundkunzt.de/winternotprogramm-bleibt-tagsueber-geschlossen/